Blick in die Geschichte


Wieder Ordensleute: Die Karmel-Kirche

Zur selben Zeit kamen aber auch die Trümmer an der Brüderstraße wieder zum Leben. Franz Hengsbach, der erste Bischof des neu gegründeten Ruhrbistums, suchte Ordensleute, die bereit waren, im Ruhrgebiet zu leben. Und Karmeliter aus den Niederlanden zeigten Interesse. So wurde auf dem Grundstück der

früheren Minoritenkirche wieder eine Klosterkirche errichtet. Und auf dem Grundstück der alten Liebfrauenkirche entstand ein einfaches Klostergebäude für etwa zwanzig Schwestern.
Dabei verwendete der Architekt Heinz Thoma den alten Grundriss und die Mauerreste, so dass man heute noch die Konturen der alten Kirche wiederkennt. Neue Elemente wie die Südwand dagegen zeugen vom Stil einer neuen Zeit. In der Westwand sieht man beides hart beieinander: Das große Fenster und das neugotische Maßwerk darunter erinnern an die historischen Konturen, das Betonwerk im unteren Drittel zeugt vom damaligen Neuanfang.

1995 wurde, um den Reformen der Liturgischen Bewegung und des Zweiten Vatikanischen Konzils Raum zu geben, das Innere der Kirche noch einmal verändert. Die bisher das Kirchenschiff vom Chor trennenden Kommunionbänke waren überflüssig geworden. Der Architekt Gisbert Dahmen-Wassenberg rückte den Altarraum näher zur Gemeinde und gestaltete ihn weiträumiger. So wurde deutlicher „Communio“ möglich: Gemeinschaft der Gläubigen um den Altar. Das Chorgitter, das den Schwesternchor gegen die Gemeinde abgrenzte, wurde durchlässiger. Es kann nun auch geöffnet werden. „Es trennt nicht mehr nur, es kann auch verbinden, sich öffnen, Tore bilden, gar verschwinden“, sagte Dahmen-Wassenberg. Er entwarf auch die neue Gestalt von Altartisch, Tabernakel, Taufbecken und Ambo. Dabei verwendete er nur zwei Materialien: Stahl und Stein. In ihnen kehren zwei geometrische Formen immer wieder: Kreis und Quadrat. Dadurch entsteht eine gewisse Ruhe und Konzentration.