Blick in die Geschichte


Die große Stadtkirche: Liebfrauen

Im 19. Jahrhundert ließ die Industrialisierung Duisburgs Bevölkerungszahlen sprungartig ansteigen, und unter den neu zuziehenden Arbeitern waren besonders viele Katholiken. Die passten natürlich nicht mehr in die kleine Minoritenkirche. Darum wurden neue Pfareien gegründet: St. Joseph im jetzigen Dellviertel, St. Ludger in Neudorf und St. Bonifatius in Hochfeld. Vor allem entstand am Ort der ehemaligen Minoritenkirche ein gewaltiger Kirchenbau: die Liebfrauenkirche mit Platz für annähernd dreitausend Besucher. Sie wurde 1896 eingeweiht und war nun neben Salvator die größte Kirche Duisburgs. Der Kirchturm wurde 100 Meter Höhe hoch – Salvator und Liebfrauen maßen sich aneinander, die Katholiken freuten sich daran, jetzt auf Augenhöhe mit den Prostanten zu stehen.

In dieses Großprojekt war die ehemalige Minoritenkirche einbezogen worden: Ihre Nordwand wurde eingerissen, und die ganze Kirche wurde zu einem Seitenschiff der nun um ein Vielfaches größeren Liebfrauenkirche. Die Struktur der älteren Kirche blieb aber dabei weiter zu erkennen. Das lässt sich auf zeitgenössischen Bildern gut erkennen: Wie ein Kind an der Seite der Mutter hockt, so findet man, hier allerdings umgekehrt, die kleine Mutterkirche an die große Tochter angelehnt.

Dieses Bild hielt aber nur 46 Jahre. Nach den Bombenangriffen im Juni 1942 und im Mai 1943 blieb von der großen Liebfrauenkirche mit der kleineren Minoritenkirche an ihrer Seite nur ein Trümmerfeld. Die Liebfrauen-Gemeinde musste sich Notquartiere in der Umgebung suchen. Viele Jahre nach dem Krieg erst fand sie ihren neuen Ort: am König-Heinrich-Platz, dort, wo man zwischen Stadttheater, Mercatorhalle, Landgericht und Einkaufszentrum den neuen Mittelpunkt der Stadt erwartete. 1961 wurde dort die neue Liebfrauenkirche eingeweiht.