Die Minoritenkirche
Soweit wir heute sehen, begann es im 13. Jahrhundert. Um 1210 entstand in Italien mit Franz von Assisi die Bewegung der „Minderbrüder“, später nach ihrem Gründer „Franziskaner“ genannt. Sie breitete sich rasch über Europa aus: 1257 wurde Bonaventura, Franziskanermönch aus dem italienischen Viterbo, Professor in Paris, 1265 tauchten Franziskaner in Duisburg auf.
Die Minderbrüder brachten in mehrfacher Hinsicht Alternativen in das kirchliche Leben:
In einer Kirche, die stark auf politische Macht und wirtschaftlichen Reichtum gestützt war, begannen junge Menschen ein Leben in freiwilliger Armut und bewusster Einfachheit.
Anders als z.B. die Benediktiner lebten sie nicht von eigenen Ländereien oder handwerklichen Betrieben, sondern von den Almosen, die man ihnen gab. Deshalb nannte man sie „Mendikanten“ (Bettelmönche) und „Fratres minores“ („Minderbrüder“). Daher rührt die heutige Bezeichnung „Minoritenkirche“, und darauf verweist auch der Name der kleinen Straße, an welcher die Kirche liegt: „Brüderstraße“.
Während die klassischen Orden ihre Klöster oft außerhalb der Ortschaften bauten, siedelten die Minderbrüder sich mitten in den Städten an, möglichst nahe bei den Menschen. Ihnen wollten sie das Evangelium nahe bringen.
So entstanden, neben den etablierten Pfarreien, neue geistliche Zentren mit einer alternativen Spiritualität.
In Duisburg stiftete der Herzog von Limburg den Minoriten ein Grundstück mit einem kleinen Wohnturm im Herzen der Stadt, nur wenige Schritte von der Salvatorkirche entfernt. Die geographische Lage kann schon den neuen Stil veranschaulichen, den die Minderbrüder mit sich brachten. Als sie nämlich nach Duisburg kamen, fanden sie in der Stadt zwei Seelsorgebezirke vor: die Salvator- und die Marienpfarrei. Beide Pfarreien wurden von geistlichen Ritterorden betreut. (Die beiden Pfarrkirchen stehen heute noch an ihrem Platz. Sie sind nun evangelisch, aber damals, im 13. Jahrhundert gab es diese konfessionelle Unterscheidung selbstverständlich noch nicht.) Die Minoriten wollten aber nicht einen zusätzlichen Pfarrbezirk aufbauen, sondern mitten in der Stadt einen neuen Stil von christlicher Existenz verdeutlichen.
Sie begannen mit dem Bau eines Klosters, eines Spitals und, dicht an das Kloster angebaut, einer Kirche. Dem Stadtbrand von 1283 fiel mit der Savatorkirche auch die kleine Baustelle der Minoriten zum Opfer. Anschließend begann der Wiederaufbau.
Die Geschichte blieb wechselvoll. Als im 16. Jahrhundert der weitaus größte Teil der Duisburger Bevölkerung die Reformation annahm, wurden auch die großen Kirchen (Salvator und Marien) protestantisch. Die Minoriten blieben in ihrer kleinen Kirche, und diese wurde nun zum Treffpunkt der katholischen Bevölkerung. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche nach Westen hin erweitert, daher die heute im Verhältnis zur Breite überraschende Gesamtlänge der Kirche. Das neue Langhaus bekam statt einer Holzdecke ein Gewölbe. Von daher stammen die heute etwas funktionslos wirkenden Dienste an der Westwand.
Um 1775 wurde auch eine Krypta als Totenkeller eingebaut. Bisher waren Verstorbene, besonders die Ordensleute, unter den Steinen der Kirche beerdigt geworden. Jetzt sammelte man ihre Gebeine in einem eigenen Kellergewölbe. In der heutigen Kirche nimmt man die Krypta zunächst nur indirekt wahr: durch das ungewöhnliche Niveau des Altarraums: Er liegt nicht nur im Vergleich mit dem Langschiff, sondern auch im Vergleich mit dem hinter ihm liegenden Chorraum um einige Stufen höher. Darunter befindet sich nämlich die Krypta. Die Krypta kann heute (nach vorheriger Anmeldung oder bei gelegentlichen Kirchenführungen) vom Foyer der Kirche aus besichtigt werden.
1832 wurde das Kloster aufgelöst, weil sich für die Minderbrüder kein Nachwuchs fand. Das Bistum Münster übernahm die Kirche und schickte Diözesanpriester. So wurde die Minoritenkirche zu einer Pfarrkirche.