Alles wahre Leben ist Begegnung
Text des Evangelisten Lukas
Einige Zeit nach der Begegnung mit dem Engel brach Maria auf und eilte ins Gebirge in eine Stadt in Judäa, betrat das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.
Als Elisabeth Marias Stimme hörte, hüpfte das Kind in ihrem Bauch. Da verstand Elisabeth plötzlich, welch große Dinge Gott durch Maria tun wollte und rief:
„Keine Frau ist so gesegnet wie du und gesegnet ist dein Kind! Wie ist es nur möglich, dass mich die Mutter meines Herrn besucht? Weißt du, als ich deine Stimme hörte und deine Begrüßung, hüpfte das Kind aus lauter Freude in meinem Bauch! Glücklich bist du, dass du Vertrauen gefasst hast zu Gottes Tun und wie glücklich, dass du geglaubt hast, dass Gott vollenden wird, was er begonnen hat.
Da sang Maria voller Freude ein Lied über Gottes Liebe und Gerechtigkeit.
Drei Monate blieb sie bei Elisabeth, dann kehrte sie nach Hause zurück.
Maria, -eilte sie zu Elisabeth hin – oder von zuhause weg?
Welche Sehnsucht und Freude aus dem Text spricht!
Hören wir was beide Frauen beschäftigt:
Maria: „Guten Morgen, ich bin´s, Maria.
Ich mache mich auf zu Elisabeth, meiner Cousine. Sie ist viel älter als ich aber das stört mich nicht. Unsere Seelen klingen oft gleich. Da spielt der Altersunterschied keine Rolle, um sich zu verstehen.
Mir ist Ungeheuerliches geschehen. Seit der Engel zu mir kam um mir zu verkünden, dass ich ein Kind bekommen würde….so jung, noch unverheiratet…..fühle ich mich verwirrt, kritisch angesehen, auch glücklich… ängstlich, unverstanden und doch auch irgendwie gesegnet. Ich will zu Elisabeth, die bereits vor mir schwanger wurde, mit Gotteskraft, mit Gottes Segen. Zu ihr, die Lebenserfahrene, die am Leben reifere von uns beiden. Ich wünsche mir anzukommen, anzukommen bei jemandem, der, die, mich annimmt, wie ich gerade bin. Die mehr in mir sieht und tiefer schaut, mich ganz in den Blick nimmt.“ —–
Elisabeth: „Guten Morgen, ich bin´s, Elisabeth.
Magnificat
Ich werd` noch ganz verrückt! All die Jahre habe ich nicht so recht dazu gehört, fühlte mich ausgegrenzt. Als alle um mich herum Kinder bekamen, blieb ich kinderlos.
Zu meiner eigenen tiefen Enttäuschung kamen die Blicke: „Warum wird sie nicht mit Nachwuchs gesegnet?“ Die Zeit ging vorbei und jetzt, wo meine Freundinnen und Nachbarinnen Großmütter werden, bin ich schwanger. Jetzt sagen die Blicke: „Ist das nicht gegen die Natur? Ist doch komisch, in dem Alter das erste Kind und Zacharias sagt kein Wort!“ Die jungen Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, schwatzen am Brunnen, doch, wenn ich dazu komme, werden sie still und sehen weg.
Ich dachte es wird besser, wenn ich von dem Engel erzähle, der meinem Mann im Tempel erschien. Leider nicht, entweder sie halten mich jetzt für eine Lügnerin oder fürchten sich vor mir. Ich sehne mich so sehr nach unbekümmerter Nähe, nach einem Menschen, der mich nicht so von außen betrachtet und auf Distanz bleibt.
Doch da kommt Maria! Was für eine Überraschung. Wie aufgeregt und glücklich sie aussieht! Strahlend regelrecht . ..ist denn wahr was die Leute sagen? Jetzt fange ich auch schon so an! Klar ist es wahr, himmlisches Leuchten umgibt sie ja ganz. Maria!!!“
Maria: „Elisabeth, bist du da? Elisabeth!!“
Elisabeth: „Ach Maria, wenn ich deine Stimme höre, geht mir das Herz auf und noch mehr. Auch unsere Kinder spüren es, meines ist gerade vor Freude gehüpft. Da klingt etwas tief drinnen in mir an, etwas …ach unbeschreiblich, irgendwie heilig!“
Als wir den Text lasen, spürten wir plötzlich eine unbändige Sehnsucht in uns, kurz davor umzuschlagen in Tränen, Wut…und doch schnell wieder eingefangen vom Pragmatismus:
Ich bin´s Martina, ich sehne mich so sehr nach unbekümmerter Begegnung. Seit zwei Jahren müssen wir bei jedem aufeinander zu gehen vorher den Verstand einschalten: Maske auf? Abstand halten! Welche Regeln gelten gerade? Und schon bremse ich ab und winke unbeholfen aus der Distanz, versuche die Zeichen zu deuten: Darf ich näher kommen? Darf ich gar umarmen? Mein Lächeln bleibt zu einem großen Teil hinter der Maske verborgen. Meistens verzichten wir auf die Umarmung oder wir bleiben dabei steif und drehen den Kopf zur Seite. Wir möchten den geliebten Menschen ja nicht in Gefahr bringen. Meine Seele trocknet ein, weil das, was mich nährt, das Singen, das Tanzen, das freundliche, selbstverständliche Miteinander mit Menschen nicht und immer wieder nur mit Nachdenken, und Kontrollieren: “Ist es in Ordnung oder zu gefährlich?“ möglich ist.
Ich bin´s Karin. Seit zwei Jahren höre ich mich immerzu den Satz sagen:„Dann ist das so!“
„Kann ich wohl meinen Geburtstag feiern? Und wenn nicht, na, dann ist das so!“
„Werden wir, wie geplant, in Urlaub fahren können? Wenn nicht, dann ist das wohl so!“
„Sehen wir uns an Weihnachten? Falls nicht, schade, aber dann ist das eben so!“
Irgendwie versucht man die drohende Enttäuschung gleich mit einzuplanen. Doch gleichzeitig geht die Vorfreude auf alles Schöne verloren. Auch die Vorfreude auf Weihnachten! Christmette oder nicht? Verwandte sehen oder besser nicht, wer ist geboostert, geimpft, getestet? Was ist mit dem 8 Wochen alten Baby, der jungen Mutter, den alten Urgroßeltern des Kleinen und uns anderen?
Ich habe solche Sehnsucht nach unbeschwertem Beisammensein, das Baby herzen, die Oma feste drücken, mit den Neffen kickern und laut dabei lachen, singen und einfach froh sein! Martin Buber sagte: „Alles wahre Leben ist Begegnung!“
Wie geht es dir gerade? Gelingen deine Begegnungen weil Ihr euch schon verständigt habt?
Was geht überraschend gut und was funktioniert gar nicht?
Bei der nächsten Musik, kannst du deiner Sehnsucht nach Begegnung noch etwas nachspüren….
Sehen können, was kein Auge sieht.
Weihnacht ein Text von Karin Osses
Armselig der Stall-
ein paar Bretter, etwas Stroh.
einige Menschen und Tiere
die in dieser Nacht näher zusammenrücken.
Verletzlich, machtlos, das kleine Kind.
Fern der Heimat geboren – obdachlos.
Armselig, verletzlich, machtlos –
und doch ist Gottes Liebe
an diesem Ort, in diesem Kind
ganz und gar gegenwärtig.
Gotteskind
Ich will es suchen, –
nicht in der Ferne,
nicht in Gold und Glimmer.
Ganz tief in mir,
da wo ich ganz einfach – ich bin,
verletzlich und machtlos,
kann ich dem Göttlichen begegnen.
Und noch im selben Moment
weiß ich es auch in dir,- in allen.
Gotteskinder
Gott
Alles wahre Leben ist Begegnung!Die Pandemie-Situation können wir nicht ändern.
Es hilft auch nicht, immerzu die „Warum“-Frage zu stellen.
Das, was wir bisher unter Begegnung verstanden haben,
muss neu gedacht, neu geträumt werden.
Lieber Gott, bitte schick´ uns Engel in unsere Tage und Nächte,
die unsere Herzen und unsere Wahrnehmung öffnen, für neue Formen von Begegnung.
Lass uns nicht zu Hause im Sessel sitzenbleiben und erleben, wie die Sehnsucht in Leiden umschlägt. Lass die Sehnsucht unser Antrieb sein, damit wir uns jeden Tag neu bereit machen und losziehen, die Menschen neu finden und dich!
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist
Liebe Frühschichtler, danke für euer Mitgehen! Nur durch Euch wird das Ganze lebendig!
Wir wünschen Euch gute Begegnungen und Frohe Weihnachten!
Und wer sich einsam fühlt, darf sich gerne melden unter k.osses@gmx.de !
Ich rufe auch gerne zurück!
Karin Osses und Martina Pesch
Herzenswunsch
Ich wünsche Dir,
dass Dein Herz wieder lernt zu hüpfen,
hüpfen,
von der Erde zum Himmel
Ich wünsche Dir,
dass es dahin und dorthin
und dorthin strebt
und alles gleichzeitig — vor Glück
Ich wünsche Dir,
dass Du nicht anders kannst
als ein inneres Lächeln lächeln,
das durch Leib und Seele geht,
durchlässig macht und frei,
keinen Schutz mehr braucht
und dadurch verbunden sein kann
mit allem
Laß Dein Herz hüpfen, hüpfen, hüpfen
und da wo es stumm bleibt,
da mach Dich davon.
Klaus Leidecker