Die Kirche am Innenhafen
und ihre Krypta


Blick in den Kirchenraum

Die Kirche betritt man durch einen Vorraum, das Foyer. Zur Linken führt eine Tür mit dem in 43 Sprachen geschriebenen Wort „Shalom / Frieden“ in einen Raum, der für verschiedene Aktivitäten der Kommunität und der Kirchengemeinde vorgesehen ist.

Geradeaus erreicht man die Sakristei und den Meditationsraum, der Gottesdiensten in kleinerem Kreis, verschiedenen Arten der Meditation, Versammlungen zur Kinderkatechese, liturgischen Zusammenkünften der Kommunität u.ä. dient. Vor der Sakristeitür liegt die Treppe zur Krypta.
Die Doppeltür zur Rechten führt in den Kirchenraum.


Der Raum

Die Kirche ist, wie fast alle christlichen Kirchen, „geostet“, das heißt, mit dem Chor nach Osten ausgerichtet: der aufgehenden Sonne zugewandt und damit zugleich „orientiert“ in Richtung Jerusalem.

Der asymmetrische Grundriss zeugt von den vielen Umbauten in der wechselvollen Geschichte dieser Kirche. Das Gewölbe über dem Chorraum erinnert an den mittelalterlichen Ursprung, der hölzerne Dachstuhl über dem Hauptschiff an den Stil der Minoriten, die um der franziskanischen Einfachheit willen statt aufwändiger Gewölbe Holzdecken bevorzugten.


Die Fenster

Der erste Blick fällt auf die Fenster im Ostchor. Ihre Struktur ist, wie das Chorgewölbe, an die Gotik angelehnt. Das Glas ist mehrfarbig, aber nicht eindeutig gegenständlich gestaltet. Manche erkennen in ihnen das Blau des Himmels und der Flüsse und Seen und die erdhaften Farben des Landes. Manche erinnert dieses Spiel der Farben an die Landschaft des Niederrheins. Anderen kommen vielleicht beim Blick in die Fenster die Landschaften ihrer Seele in den Sinn. Vormittags, wenn die Sonne im Osten aufgeht, wird die ganze Farbenlandschaft verwandelt in Licht.

Das große Fenster in der Westwand ist von den Bildern der Johannesoffenbarung bestimmt: Der Himmel, der sich auf die Erde senkt, das Lamm, dessen Wunden leuchten, ein Buch mit sieben Siegeln, eine große Zahl von Menschen, die sich begrüßend verneigen, die sieben Leuchter der sieben christlichen Gemeinden in Kleinasien. Nachmittags, wenn sich die Sonne im Westen neigt, entfaltet dieses Fenster eine besondere farbliche Kraft. Dann können die Farben zum Zeichen einer glühenden Hoffnung werden.  

Ganz anders wirkt die Südwand mit ihren über fünfhundert kreisförmigen, jeweils in ein Quadrat eingefassten Fenstern. Hier spricht der Geist der Aufbauzeit nach dem letzten Krieg: Beton und Glas. Aber die immer wiederkehrende Struktur strahlt auch Ruhe aus. Der Kreis im Quadrat ist ein altes Symbol für eine geordnete, aber keineswegs langweilige Welt. In christlicher Kunstgeschichte wird so auch die Verbindung von Gott und Welt ausgedrückt: das Heilige (dessen Zeichen der Kreis ist) kommt in das Irdische (dessen Zeichen das Quadrat ist).


Der Altar-Bezirk

Dem Zueinander von Kreis und Quadrat begegnen wir auch im Altar-Bezirk: dem quadratischen Altartisch korrespondiert der golden leuchtende Kreis auf dem Tabernakel. Eine kreisrunde Schale ruht auf dem Taufstein mit quadratischem Grundriss. Unübersehbar ist auch das viermal wiederkehrende Zusammenspiel der beiden Materialien Stahl und Sandstein: im Altar, in der Tabernakel-Stele, im Taufstein und im Lespult (dem Ambo). Es liegt nahe, an die verschiedenen Orte zu denken, in denen (nach der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils) Christus in seiner Kirche gegenwärtig ist: in der Feier des Mahles, im aufbewahrten Brot, in der Feier der Taufe und in der Verkündigung des Wortes.

Allerdings fügte das Konzil mit Nachdruck noch einen weiteren Ort hinzu: die Zusammenkunft der Glaubenden, gemäß dem Wort: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ (Liturgie-Konstitution, Nr. 7). Deshalb gehören zum Altar auch die kleinen hölzernen Sitze, die ihrerseits noch einmal einen Kreis um den Tisch andeuten.
Sie sprechen von den Erwachsenen und Kindern, die sich bei der Feier der Eucharistie stellvertretend für die ganze Gemeinde um den Altar versammeln. Der Kreis bleibt aber immer offen zum Kirchenschiff hin: In der ganzen versammelten Gemeinde wird Christus gegenwärtig.

Links über dem Altarraum wurde 2001 von der Firma Klais eine neue große Orgel mit neunzehn Registern eingebaut. Die Orgelbühne liegt im Sichtfeld der am Gottesdienst Teilnehmenden, das erleichtert die Kommunikation zwischen den Musizierenden und der singenden Gemeinde.


Der Chor-Raum

Foto: Berns Kirtz

Hinter dem Altar liegt, einige Stufen tiefer, der Chorraum. Er wurde ursprünglich für die Schwestern geschaffen, daran erinnert besonders das Chorgestühl. Heute wird der Raum, etwas größer und etwas offener als der Meditationsraum, zu werktäglichen Gottesdiensten in kleinem Kreis genutzt. Er steht auch dem Karmel-Chor zur Verfügung, und hin und wieder, wenn an Festtagen die Karmelkirche überfüllt ist, bietet er auch zusätzlichen Platz für Teilnehmer und Teilnehmerinnen an den Gottesdiensten.

Das Gitter

Das Gitter zwischen dem Chorraum und dem Altarraum wurde schon beim Blick in die Geschichte erwähnt. Ihre luftig-durchlässige Struktur bildet ein Ganzes mit der massiven Tabernakel-Stele. Wer einen Blick dafür hat, entdeckt stilisierte Fische, die auf das Tabernakel zuschwimmen, den Aufbewahrungsort für das Brot des Lebens. Fisch und Brot sind in der Alten Kirche Symbole für die Eucharistie.

Zwei Marien Bilder

Mutter vom guten Rat

Der im Laufe des Tages wohl meist aufgesuchte Platz in der Kirche ist bei der „Mutter vom guten Rat“, dargestellt durch eine verhalten barocke Madonna aus dem 16. Jahrhundert, hinten in der Kirche. Man nennt diesen Stiltyp „Sedes sapientiae“, „Sitz der Weisheit“. Der ursprüngliche Sinn dieser Benennung ist: Jesus verkörpert die Weisheit Gottes. Maria, die Mutter Jesu, trägt auf ihrem Schoß den Gottessohn, „die Weisheit“ Gottes. Dieser Gedanke ist nicht weit von dem Titel, auf den die Duisburger Karmelkirche 1961 geweiht wurde: „Mutter vom guten Rat“. Hierher kommen täglich Menschen, um sich einen „guten Rat“ zu holen – oder sie verweilen einfach hier, um zur Ruhe zu kommen.

Ein anderes Marienbild spricht vom Schmerz: Die Mutter hält den Leib ihres gekreuzigten Sohnes in den Armen. Dieses Bild (eine „Pietà“) ist im Chorraum auf der Rückseite des Tabernakels zu sehen. Zwischen Weisheit und Schmerz spannt sich der Raum der Gemeinde.


Erinnerung an zwei Märtyrer

Gleich beim Eingang findet man auf zwei Stelen aus Stahl die Bilder von zwei Märtyrern des zwanzigsten Jahrhunderts. Beide gehörten dem Karmel an: Edith Stein, die Philosophin, die wegen ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Volk in Auschwitz ermordet wurde, und Titus Brandsma, der, verantwortlich für die katholische Presse in den Niederlanden, den Nationalsozialisten Widerstand geleistet hatte und deswegen im Konzentrationslager Dachau endete. Die Stelen wurden 2008 von dem Künstler Manfred Beuting geschaffen.

Namen aus der jüngeren Geschichte

Seit kurzem werden in der Kirche auch Namen aus der jüngeren Geschichte der Duisburger Karmel-Gemeinde festgehalten: Nahe beim Taufstein in den Rundfenstern Bilder der in jüngster Zeit hier Getauften. Und nicht weit davon entfernt, neben der Osterkerze das „Buch der Erinnerung“ mit den Namen derjenigen Verstorbenen, für die in dieser Kirche seit dem Jahr 2000 die Auferstehungsliturgie gefeiert wurde.

Offene Kirche

Die Kirche ist ganztags geöffnet und wird täglich von vielen Menschen aufgesucht. Manche schreiben ihr Gebetsanliegen in ein Fürbittenbuch, das in der Nähe der „Mutter vom guten Rat“ ausliegt. Die Anliegen werden dann zu Fürbitten in der sonntäglichen Gemeindeliturgie.