Edith Stein

Edith Stein, geboren in Breslau am 12. Oktober 1891, als elftes Kind einer Jüdischen Holzhändler-Famile, ist in jungen Jahren nicht religiös, studiert Philosophie, später wird sie katholisch und Ordensfrau. Ihre Solidarität mit dem jüdischen Volk bleibt ungebrochen. Am 9.Mai 1942 stirbt sie in einer Gaskammer in Auschwitz.

„Es gibt keinen Beruf, der nicht von einer Frau ausgeübt werden könnte. Keine Frau ist ja nur Frau, jede hat ihre individuelle Eigenart und Anlage so gut wie der Mann und in dieser Anlage die Befähigung zu dieser oder jener Berufstätigkeit künstlerischer, wissenschaftlicher oder technischer Art.“

Als Edith Stein etwas älter als ein Jahr war, starb ihr Vater. Ihre Mutter Auguste Stein, geb. Courant, übernahm den leidlich laufenden Holzhandel, den der Vater betrieben hatte. Ihr gelang es das Geschäft so zu führen, dass die Familie zu einigem Wohlstand gelangte. Sie ermöglichte so ihren Kindern eine solide Ausbildung. Es geschah nicht selten, daß sie unbemittelten Leuten Holz verkaufte und das empfangene Geld dem Käufer wieder zusteckte. Sie kaufte ganze Waldbestände auf, um sie zur Winterszeit den Armen als Brennholz zu überlassen.

Auguste Stein war Jüdin, und es war ihr Stolz, es ganz zu sein. Sie hielt sich streng an das jüdische Gesetz, fastete bis ins hohe Alter. Wenn es um die Sache Gottes ging, gab es für sie keine Erleichterung. Das Tischgebet wurde hebräisch verrichtet. Edith Stein berichtete später: „Von eigentlicher Erziehung war bei uns nicht viel die Rede. Wir Kinder lasen vom Vorbild der Mutter wie von einem Tugendspiegel das richtige Verhalten ab. Nur eines versuchte die gottesfürchtige Jüdin recht tief den Kinderherzen einzuprägen: den Abscheu vor der Sünde. Wenn die Mutter sagte: Das ist Sünde, so wußten alle, daß sie damit den Inbegriff des Häßlichen und Menschenunwürdigen bezeichnen wollte.“ Diese Erziehung in heiliger Gottesfurcht war verbunden mit einer tiefen Mutterliebe, die Ediths Jugend durchwärmte. Edith war aber nicht nur der Liebling der Mutter, sondern als Jüngste auch der Liebling der Geschwister. Im Schoß dieser Familie wuchs Edith auf und genoß eine frohe Kindheit.

Nach neun Schuljahren verließ die begabte Schülerin 1906 vorzeitig das zehnjährige Lyzeum in Breslau und half fast ein Jahr lang ihrer ältesten Schwester Else Gordon in Hamburg, die zwei Kinder hatte. Zu der religiösen Tradition ihres Elternhauses entwickelte die junge Edith Stein ein kritisches Verhältnis und verstand sich zeitweilig als Atheistin. Zurück in Breslau, finanzierte die Mutter kurze Zeit Privatunterricht, so dass Edith 1908 nach einer Prüfung, ohne die 10. Klasse absolviert zu haben, in die 11. Klasse des Gymnasiums aufgenommen wurde und dort 1911 ein sehr gutes Abitur ablegte.

An der Universität Breslau begann sie anschließend ein Lehramtsstudium und belegte die Fächer Psychologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik. Sie wollte schon damals, wie sie rückblickend schrieb, der „Menschheit dienen“. Später studierte sie an der Universität Göttingen und Freiburg im Breisgau, zuletzt wieder in Breslau. Nach ihrem Staatsexamen und der Doktorarbeit 1916 mit dem Thema Zum Problem der Einfühlung war sie bis 1918 wissenschaftliche Assistentin ihres Doktorvaters, des Philosophen Edmund Husserl in Freiburg. Obwohl mit Auszeichnung promoviert, wurde sie nicht zur Habilitation zugelassen. An der Universität Göttingen legte sie 1919 erfolglos die Habilitationsschrift Psychische Kausalität vor; in Breslau und Freiburg im Breisgau bewarb sie sich vergebens mit der philosophischen Abhandlung Potenz und Akt. Alle vier Versuche, zur Habilitation zugelassen zu werden, scheiterten an dem Faktum, dass sie eine Frau war. Edith Stein überarbeitete und beendete die Schrift in der NS-Zeit 1936 unter dem Titel Endliches und ewiges Sein; sie konnte erst nach Kriegsende 1950 veröffentlicht werden. Die Schrift ist ein Grundriss der Ontologie. Edith Stein setzte sich darin mit dem Denken von Thomas von Aquin, Husserl und Heidegger auseinander. Die Lebenskrise durch das berufliche Scheitern wirkt verstärkt durch zwei unglückliche Lieben zu ihren Philosophenfreunden Roman Ingarden und Hans Lipps. Sie zieht sich ins Kloster zurück. Im Zuge ihrer Begegnung mit den Werken Teresa von Avilas lernt sie, sich nicht andächtig aus der Welt zurück zu ziehen, sondern als Zeuge des Überweltlichen in der Welt zu wirken.

Ende Juli 1942 verlesen die holländischen Bischöfe ein Hirtenwort gegen die Verfolgung der Juden. Die Nazis verhaften daraufhin in einer Racheaktion katholische Juden, vor allem Ordensangehörige. Darunter sind auch Edith Stein und ihre Schwester Rosa, die im Karmel in Echt als Bedienstete untergekommen ist. Die beiden Frauen werden am 2. August aus dem Kloster abgeholt und in das Übergangslager Westerbork gebracht. Ein Mitarbeiter des Lagers fragt die Ordensfrau am 7. August 1942, ob er noch etwas für sie tun könne und er etwas für ihre Rettung unternehmen solle. Edith Stein antwortet:

„Tun Sie das nicht. Warum soll ich eine Ausnahme sein? Ist dies nicht gerade Gerechtigkeit, dass ich keinen Vorteil aus meiner Taufe ziehen kann? Wenn ich nicht das Los meiner Brüder und Schwestern teilen darf, ist mein Leben wie zerstört.“

Die Antwort zeigt ihre Solidarität mit dem jüdischen Volk und die Annahme des bevorstehenden Todes.

Edith Stein wird zuletzt auf am Schifferstadter Bahnhof gesehen, auf dem Weg in die Konzentrationslager Richtung Osten.

Quellen:
  • Deutschlandfunk, „Edith Stein: Jüdische Philosophin und Ordensfrau“, Burkhard Reinartz, 06.10.2016
  • Edith Stein Gesellschaft e.V. Deutschland, „Edith Stein: Zur Wahrheit berufen – vom Kreuz gesegnet“, ein Lebensbild von Kard. Dr. Friedrich Wetter
  • Wikipedia